Gottesdienst und Klangschale

Die Klangschale am Rande des Altarraums der Pfarrkirche
Klangschale vor dem Altar der St. Lambertus-Kirche

Eine Kirche ist ein Ort der Stille, aber auch der Begegnung. Ähnliches lässt sich vom Gottesdienst sagen: Er soll Menschen miteinander und mit Gott zusammenführen und er soll in die Tiefe führen. Das gelingt mal besser, mal schlechter.

Man kann weder eine gute Begegnung noch eine tiefe spirituelle Erfahrung allein durch Methoden oder äußere Umstände, z. Bsp. die Gestaltung eines Raumes, zielgerichtet herbeiführen, aber man kann Bedingungen schaffen, die dazu beitragen.

Zu diesen Bedingungen gehört in der Pfarrkirche St. Lambertus der Einsatz einer großen Klangschale. Sie ersetzt die üblichen Messglöckchen, die oft sehr laut und schrill, blechern oder wie eine Rassel klingen. Wenn der Priester die Hostie und den Kelch erhebt, wird die schwere Schale außen am oberen Rand mit einem Schlegel angeschlagen. Sie hat einen tiefen Ton, der von gut wahrnehmbaren Obertönen begleitet wird. Da unsere Kirche nicht so groß ist, ist das gut bis hinten hin hörbar. Schlägt man die Klangschale fest genug an, verbreitet sich die Vibration im Raum. Auch Menschen mit Hörproblemen teilt sich dieses Erlebnis mit. Die Intensität des Effektes ist allerdings abhängig von der Zahl der Besucher, die sich im Raum aufhalten.

 

Der Klang dauert an. Wir hören gemeinsam hin, bis er nach und nach völlig verklingt. Das hat zwei Effekte:

Zum einen die klassische Wirkung, die die Glöckchen auch hatten: ein besonderer Moment wird akustisch betont. Im Gottesdienst werden ja alle Sinne angesprochen: Es ist viel zu sehen und zu hören, wer die Hl. Kommunion empfängt schmeckt etwas, Blumen und Weihrauch erreichen die Nase und dadurch, dass man Dinge berührt - das Weihwasser, ein Buch - oder sich beim Friedensgruß die Hand reicht, ist etwas fühlbar. Die Klangschale fügt alldem einen in dieser Umgebung ungewohnten Sinneseindruck hinzu.

Der zweite Effekt ist neu: das Innehalten. Der Gottesdienst bekommt mit den Jahren für viele, die ihn regelmäßig feiern, etwas Routiniertes. Er spult sich dann ab, häufig zu schnell, wie eine Gewohnheit. Früher sagte man: "Der Priester liest eine Messe." Das ist ein bisschen zu wenig. Es muss schon mehr sein als bloßes Vorlesen der liturgischen Texte. Wer auf das allmähliche Verklingen der Klangschale hört, muss innehalten, kann den Ablauf nicht sofort fortsetzen. Das ist zugleich eine Unterbrechung als auch eine Intensivierung.

 

Manche halten das nicht aus. Wir haben schon erlebt, dass Ministranten - Kinder und Erwachsene - die Schale fest am Rand anfassten, um sie zum Schweigen zu bringen, weil sie dachten, es dauere zu lange. Es gibt auch Priester, die nicht abwarten bis der Ton nachlässt, sondern in den Klang hinein sofort weitermachen wie gewohnt. Einige Menschen können nichts damit anfangen, einfach weil es eine Änderung ist.

Aber die allermeisten horchen auf, hören zu und es wird eine Zeit lang ganz, ganz still. Das ist genau das, was gesehen soll. Der besondere Moment wird betont, der Augenblick des Daseins und Hierseins und die Möglichkeit der Begegnung.

Die Klangschale kann natürlich für viele andere Anlässe eingesetzt werden. Und man muss üben, mit ihr umzugehen. Für unsere Feier am Sonntag ist sie auf jeden Fall eine Bereicherung.

O. Deppe, Pfarrer

 

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